Wer eine von uns angreift, greift uns alle an! Bericht & Rede

Am 26. Juni nahmen wir an der Kundgebung am Arbeitsgericht in Frankfurt/Oder teil und unterstützen eine ehemalige Tesla-Mitarbeiterin, der gekündigt wurde, weil sie sich für die Rechte der Arbeiter*innen bei Tesla einsetzt. Sie ist eine von vielen. Gemeinsam mit dem Solikreis Tesla fordern wir daher: Systematische Mobbing gegen Tesla-Kolleg*innen stoppen, Wiedereinstellung der gekündigten IG Metall-Kolleg*innen und Betriebsräte, Weg mit den Aufhebungsverträgen und Drohungen gegen Kolleg*innen! 

Für das Bündnis Tesla den Hahn abdrehen hielten wir folgende Rede

Wir gehören zu den Umweltaktivist:innen, die gegen die Werkserweiterung von Tesla im Trinkwasserschutzgebiet in Grünheide kämpfen. Leute von uns sind aber auch in Berlin in Unterstützung der Streiks bei der BVG und der CFM-Beschäftigten auf die Straße gegangen.

Denn für uns gehören die Kämpfe für unser aller Versorgung, für bessere Arbeitsbedingungen, für Gesundheits- und Umweltschutz unbedingt zusammen!

Dass Tesla der Gesundheit der Arbeiter:innen genauso schadet wie der Umwelt ist mittlerweile gut dokumentiert, in der Presse, in Filmen und Büchern. Bis März 2025 bilanzierte zB die MOZ über 50 nachgewiesene umweltrelevante Störungen im Betriebsablauf.

Die Parallelen springen ins Auge, was den schlechten Umgang von Tesla mit den Beschäftigten und den natürlichen Ressourcen angeht:

  • Ob das Grundwasser in ein paar Jahren noch reichen wird für die Trinkwasserversorgung der Region, ist Tesla offensichtlich genauso egal wie der Stress, den die Tesla-Beschäftigen haben.
  • Von Anfang an wurde beim Bau und bei der Inbetriebnahme des Tesla-Werks immer wieder geltendes Recht sehr weit gedehnt bzw. überschritten – und genauso macht es Tesla auch im Umgang mit den Arbeiter:innen – Weshalb wir heute hier stehen und den Prozess von Katrin unterstützen, dem wahrscheinlich noch einige folgen werden.
  • Intransparenz gehört auch zum System: Gerade wurde ein neuer Wasservertrag mit Tesla unterschrieben, dessen letzter Inhalt der Geheimhaltung unterliegt.
  • Politiker:innen haben sich einspannen lassen, um demokratische Kontrolle, Wasserschutz und Sicherheitsinteressen auszuhebeln, Betriebsrät:innen wurden eingespannt, um die Vertretung von Beschäftigteninteressen zu unterlaufen.
  • Wer nicht mitmacht, wird eingeschüchtert, denunziert oder rausgeworfen.

Wir wissen alle, dass Elon Musk als Chef und Politiker eine besonders rücksichtslose und selbstherrliche Type ist. Die Menschen, die für ihn arbeiten, sind Musk genauso egal wie die 99 % der Menschheit, die sich keine Teslas oder Tesla-Aktien leisten können.

Doch wenn wir Musks politische Ambitionen und verrückten Phantasien mal außen vor lassen, ist das Geschäft, das er bei Tesla betreibt, ganz normaler Kapitalismus. Denn kapitalistische Produktion kann nicht anders, als immer mehr Rohstoffe und immer mehr Arbeit aufzusaugen und immer mehr Output zu produzieren. Ein Genug gibt es nicht; wenn das Wachstum zum Erliegen kommt, herrscht Krise. So wie jetzt in der globalen Autoindustrie.

Kapitalistische Unternehmen halten sich daher nicht an Grenzen, sie nehmen keine Rücksicht auf die Belastung von Menschen und Ökosystemen, es sei denn sie werden dazu gezwungen. Dafür braucht es starke und kämpferische Protestbewegungen. Und darum sind wir heute hier.

Die Arbeiter:innenbewegung und die Umweltbewegung haben es also mit demselben Gegner zu tun. Und sie waren nicht immer getrennt in der Geschichte. Es waren und sind immer wieder organisierte Arbeiter:innen, im Bergbau, in der Landwirtschaft und in der Industrie, die gegen gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen und gegen die Vergiftung ihres Lebensumfelds auf die Barrikaden gegangen sind.

Die ökologischen Auswirkungen der kapitalistischen Wirtschaft sind immer krasser und komplexer geworden. Sie treten zeitverzögert und zum Teil weit weg auf. Der solidarische Kampf um unsere Lebensgrundlagen ist nicht einfacher geworden. Da prallen unterschiedliche Interessen oder Prioritäten aufeinander – die müssen wir sehen, benennen und trotzdem gemeinsam nach Auswegen suchen. Es ist nachvollziehbar, dass Leute, die bei Tesla immer noch besser bezahlt werden, als in anderen Jobs, Tesla nicht den Hahn abdrehen wollen.

Doch auch ihnen ist es sicher nicht egal, wie die Zukunft ihrer Kinder aussieht, wenn Hitzephasen immer schlimmer, Wasser knapp und Nahrung immer teurer wird. Jetzt geht es also darum, kurz und mittelfristige Ziele abzustecken, für die wir gemeinsam kämpfen können.

In Betrieben, in denen es um öffentliche Versorgung geht – zb bei der BVG und in Krankenhäusern – haben sich schon Bündnisse zwischen Beschäftigen und Nutzer:innen gebildet, weil es auf der Hand liegt, dass bessere und mehr Jobs dort, wichtig und gut für alle sind.

In der Automobilindustrie gibt es Stimmen, die sagen, wir sollten demokratisch darüber entscheiden, was wir produzieren wollen und die Produktion umstellen auf Dinge, die gebraucht werden und zukunftsfähig sind, zb auf Schienenfahrzeuge. Stattdessen passiert gerade das Gegenteil: Der politische Verkaufsschlager ist jetzt die Rüstung, also eine gefährliche, giftige, ressourcenfressende Produktion, deren Output im besten Fall ungenutzt in irgendwelchen Depots verrotten wird und im schlimmsten Fall dazu genutzt wird, dass wir uns gegenseitig umbringen.

Und bei Tesla? Was wird demnächst in Grünheide passieren, wenn die Absatzzahlen von Tesla weiter in den Keller rasseln? Wer bei Tesla arbeitet, hat Grund, sich darüber Gedanken zu machen. Sich vor dem Management wegzuducken, wird am Ende niemanden retten.

Unter Hochdruck Autos für die Halde zu produzieren, ist Quatsch, Wald auf Vorrat abzuholzen ist schädlicher Quatsch, Grundwasser an überflüssige Autos zu verschwenden, das Menschen zum Trinken brauchen, ist ein Skandal.

Verteidigen wir gemeinsam unsere Ressourcen und unsere Gesundheit gegen das System Tesla, von drinnen und von draußen.

Und wir sollten uns jetzt schon mal Gedanken darüber machen, welche sinnvollen Jobs es in den Werksanlagen geben könnte, wenn Autos over sind. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, zB ökologischer Holzbau im industriellen Maßstab oder umweltschonende Wärmetechnik. Politiker:innen haben sich Musk vor die Füße und Tesla Geld für Infrastruktur in den Rachen geworfen. Sie haben Verstöße gegen das Arbeitsrecht im Werk toleriert. Machen wir dieser Politik klar, dass es ohne unsere Mitbestimmung in Zukunft nicht gehen wird.

Schluss mit der Schikane, stoppt die Schädigung und Gefährdung unser aller Ressourcen.
Stop the harassment, stop the hazards!
Schutz und Sicherheit – für alle!